Projekt IOM - Endmontage

Nachdem diese Seite lange halbfertig im Netz stand, ist sie jetzt dann doch nach gut 2 Jahren abgeschlossen.

 Mitte Januar 2007 war dann dank des milden Winters Jungfernfahrt meines Bootes. Nach einem  Umzug ins Süddeutsche und der Entdeckung der hiesigen Flaute hatte das ganze bei mir etwas gelegen, eine gewisse Motivationslücke, ... der größte Fortschritt über gut ein Jahr war die Namensfindung für mein Boot :

In Braunschweig hingegen ist schon seit dem Herbst 2005 ein Boot auf dem Wasser. Es wurde außer der Reihe fertig gestellt, weil es als überraschendes Geburtstagsgeschenk benötigt wurde, es bestanden aber längere Zeit nur wage Spionagefotos, aus dem Dickicht der braunschweiger Südsee geschossen ... .

Ab Spätsommer 2006, nachdem alle mal zur Motivation das "erste seiner Art" gesegelt hatten und auch ein paar bremsende Umstände beseitigt waren, ... sollte es nun endlich bei allen weiter gehen. Dieses Buschfeuer des Aktionismusses war zwar wieder nur ein Schwelbrand, hat aber so lange gehalten, dass 2 weitere Boote nun fertig sind, u.a. auch meins. Ich hätte ja fast gewettet, dass ich zum ersten Eis auf dem Wasser fertig sein würde ... wenn nicht mit dem Boot, dann zumindestens mit den Nerven . Mitte Januar hätte da auch gut passen können, auf das Wetter lässt sicher aber nicht wetten - das kommt eh anders .

Nun aber der Zusammenbau meines Bootes, weitgehend der Reihe nach:

 

Der Schwerttascheneinbau

Der Rumpf hat zuvor die nötigen Ausschnitte bekommen, Schwert und Schwerttasche sind gebaut, nun sollen diese beiden Teile eingemessen und verklebt werden.

Die Position für das Schwert ist bei dem FWorks-Rumpf gegeben, bei dem Eigenbaurumpf haben wir uns anhand von Plänen und Bauchgefühl orientiert. Zuerst wird alles grob eingepasst, danach das ganze aufbocken.

Das vordere und hintere Pendel sind mit ihrer schwarzen Schnur schwer zu sehen, das mittlere recht gut, ein viertes Pendel ist gerade hoch getaped, da es hinter dem Schwert hängend gerade im Weg war. Dazu ist der Rumpf oben mit einer Wasserwaage ausgerichtet. Aufbocken ganz vorne und ganz hinten stellt die Konstruktionswasserlinie und somit die Schwimmlage nach. Das ist nicht nur ein Turmbau zu Babel und hilft Wasseradern unter dem Haus auszupendeln, es ermöglicht nebenbei auch die korrekte Ausrichtung des Schwertes .

Kollektives Auspendeln von einigen anderen Booten in Braunschweig.

Wer sich bisher über die unübliche Formgebung unseres Schwertes innerhalb des Rumpfes gewundert hat, kann hier jetzt sehen, dass die Schwerttasche genau bis an den Cockpitboden reicht. Vorne eine kurze Verlängerung und der gesamte Mastfuß stützt sich bei Decksmontage auf das Schwert.

Jetzt, wo die einzigen wirklichen Laminierarbeiten beim Rumpfausbau anstehen, werden mit der Schwerttasche auch gleich die Befestigungen für die Wanten einlaminiert. Diese werden aus Niro-Schweißdraht gebogen, durch Löcher im Deck in den Rumpf gesteckt und einlaminiert. Ein Hohlspant aus Rovings leitet die Kräfte flächig ein. Oft werden hier einfache Schraubösen mit einem Verstärkungsbrett ins Deck gesetzt. Dabei müssen die Kräfte aber über die Rumpf - Deckverklebung über Eck geleitet werden, etwas was weder die Verklebung noch ein Faserverbundwerkstoff gut leiden mag. Auf diese Weise wissen die Kräfte gleich wo hin und der Roving-Spant steift den Rumpf gleich noch mächtig aus.

Ein bis 2 Lagen 160er Glas für eine flächige Verklebung drüber legen und das ganze sollte über alle Zweifel erhaben sein. 

 

Ruderkokereinbau

Eine erfreuliche Mensaüberraschung von Klaus - ein spontanes Mitbringsel - Ruderkoker und Ruderwelle:

Der Vorteil eines kompletten Eigenbaus ist, dass ich zuerst den Koker nur mit Welle ausgerichtet habe, um danach das Ruderblatt auf die Welle zu kleben. Dies vereinfacht das Ausrichten ungemein!

 

Bleikiel

Basierend auf den Fräsdaten von Anders Wallin haben wir eine Form für das Gießen von Bleikielen gefräst.

Zuerst wurde nur das Schwert ausgerichtet. Die Bleibombe habe ich anschließend an ein passend abgelängtes Schwert geklebt und auch deren Winkel bezogen auf die Konstruktionswasserlinie vorgegeben.

Das Boot beim Ausmessen des Tiefgangs, 420mm maximal.

 

Masttasche

Und noch ein Hilfswerkzeug. Durch verschiedenste Quellen wurde nahegelegt, keinen Mastfuß auf Deck zu stellen, sondern mit einer Masttasche zu arbeiten. Wichtig dabei war für uns, dass weiterhin die Mastposition verstellt werden kann, deshalb ein länglicher Kern. Durch die Tasche wird der Mast bereits seitlich abgestützt und nach vorne und hinten können Einsätze verwendet werden. Außerdem bietet sich hier die Möglichkeit, Riggs für beide Rümpfe anzupassen, unterschiedliche Deckshöhen können durch eine Einlage in die Masttasche ausgeglichen werden. Trotz aller Verzögerungen habe ich schließlich einen breiten Rumpf aus der eigenen Form noch lange nicht abgeschrieben ...

Boot beim Einmessen der Masttasche. Holzplatten auf den Sesseln sorgen dafür, dass sich das Boot frei bewegen kann, der Zwirn des Pendels hinter dem Mast ist zwar schwer zu sehen, das Gewicht zwischen Bügelbrett und Deck schwebt aber nicht in der Luft . Drüber ist der Zwirn zu erahnen. Nebenbei, ja jetzt bau ich zu Hause, durch Abschluss des Studiums und Umzug nach Süddeutschland wurde das Projekt doch empfindlich gestört .

Das Deck mit der plangeschliffenen Masttasche. Wird Zeit, dass das Boot fertig wird und lackiert werden kann, damit man meine Bausünden nicht mehr sieht . Inzwischen sind auch alle Serviceluken sauber ausgeschnitten. Das nächste mal mache ich das sofort, dann lässt sich auch einfacher im Rumpf laminieren.

Das war der Stand im Frühjahr 2005 ... bis in das Frühjahr 2007 hat sich zugegebenermaßen nicht mehr viel getan. Der zugegebenermaßen inzwischen verjährte Jobeinstieg mit dem dazugehörigen Umzug ins Süddeutsche wichen der Entdeckung der hiesigen Flaute. Wechselweise kein Wind mal von links und mal von rechts ließen die Frage aufkommen, was ich hier mit einem IOM soll. Selbst meine manntragende Jolle steht noch in der Nähe von Braunschweig beim Bauern in der Scheune, wird ein mal pro Jahr im Urlaub abgestaubt und benutzt und dann wieder eingemottet. Hier in der Rheinebene gibt es zwar wassergefüllte Löcher im Boden, die dann als See oder Baggersee bezeichnet werden, Wind ist dafür aber wirklich selten.

Deshalb geht der größte Fortschritt in diesem Zeitraum auf das Konto der Kreativleistungen - das Boot / die Bootsbaustelle hat einen angemessenen Namen bekommen:

Zwischen drin kamen aber aus Braunschweig so seltsam motivierende Zwischenmeldungen bei mir an:

Also weiter geht's:

 

RC-Einbau

Bei Besuchen in Braunschweig konnte ich dann das erste seiner Art auch mal Probe fahren. Kurze Motivationspille, es geht ein paar Bauschritte weiter! Was bei mir noch ausstand, war vor allem der RC-Einbau. Etwas, womit die Qualität eines Modells steht und fällt wie mit kaum einer anderen Bauphase und ich hasse nichts mehr als Anlenkungen zu friemeln, rückstellgenau und spielfrei! Bei den Probefahrten konnte ich nämlich schon austesten, dass das Boot sehr präzise auf Ruder liegt und die Rückstellungenauigkeiten der Anlenkung wunderbar in eine gefahrene Schlangenlinie umgesetzt hat . Ein klemmender Bowdenzug fürs Ruder kam für mich schon mal nicht in Frage. Auch wollte ich die Winde anders montieren:

Der braunschweiger Windensockel:

Eine sehr schön saubere Lösung ohne Umlenkung des Umlaufes bei Montage der Winde im Vorschiff unter Deck bietet so ein Sockel. Mir sitzt sie aber auf diese Weise zu hoch und zu weit vorne ... .

Für meine liegende Windenmontage, ebenfalls unter Deck, bedurfte es aber erst mal einer Umlenkung für den Windenumlauf und da bin ich wieder bei meinem Lieblingshassthema: Kleinkrams friemeln, ausrichten und an blöd dran zu kommender Stelle verkleben, ohne selbst kleben zu bleiben !

Die Belohnung für die verbogenen Finger folgt mit einer sauber verstellenden Winde, die unten im Rumpf liegt .

Also ab zum Ruderservo, den vorbereiteten Träger hatte ich noch in Braunschweig gebastelt und nach dem Umzug doch tatsächlich wieder gefunden... was vermiss ich doch die gut eingerichtete Werkstatt, denn wer hat schon privat so eine kleine Abkantbank??

Eine auf die schnelle gebogene Laminierhelling ergibt einen Servoträger für eine Unterdeckmontage im Achterschiff. Mittig lässt sich das Servo einschrauben, das ganze wird dann als Einheit unter den Cockpitboden geklebt:

Der Einbau im hinteren Teil der Plicht:

Zwischenzeitlich wurden im RC-Network auch mal die benötigten Stellkräfte für ein Ruderservo diskutiert. Bei mir ist ein D200 von Diamond mit 29Ncm Drehmoment verbaut worden. Im "ersten seiner Art" und inzwischen auch in meinem Boot hat dieses Servo bewiesen, dass seine Kräfte vollkommen ausreichen. Auch mit dichtgeholten Segeln, also bewusst falschem Trimm, abfallen und raumen Kurs halten, anschließend halsen. Eine hohe Belastung des Ruderservos, wenn manntragende Segelyachten einen Strömungsabriss am Ruder bekommen, dann bei so was. Die Ruderkräfte waren für das Servo aber kein Problem.

 

Rig stellen

Nun hat sich weiter oben bereits ein Bild vom Tag der Jungfernfahrt meines Bootes eingeschlichen, mit gestelltem Rig. Dieses zu stellen ist mit einer Masttasche stark vereinfacht, seitlich hat der Mast bereits präzisen Halt.

Die Großbaumbeschläge, Mast- und Baumbänder gefräst, Baumniederholer gedreht, ein hübsches Kunstwerk von Klaus!

Das einmessen der Wanten. Mit der Wasserwaage wird der Rumpf waagerecht ausgerichtet - in doppeltem Sinne - zum einen zeigt sie seine Lage an, zum anderen lässt sich die Lage durch seitliches Schieben der Waage korrigieren . Das Boot liegt dabei auf einem Karton auf und kann sich seitlich frei bewegen. Mast, Achterstag und Pendel müssen schließlich in Flucht kommen.

Für die Wanten hat sich Edelstahlvorfach aus dem Angelbedarf bewährt. Dieses auf dem Bild ist zusätzlich mit Kunststoff ummantelt, wird für Ösen nur verdrillt und mit dem Feuerzeug leicht erhitzt, bis der Kunststoffmantel verschmilzt. Es verarbeitet sich auf diese Weise sehr einfach.

Diese Art der Wantenspanner habe ich mir im Forum von RC-Network von Michael Scharmer (IOMchen) abgeguckt. Genial einfach - einfach genial. Ein Stück gebogener Edelstahldraht als Wantenspanner und ein Ring am Ende des Wants. Über den ziemlich krumm gebogenen Rig wird auch deutlich, wo ich die letzte Feinheit bei der Länge eingestellt habe. Wenn da alles passt, wird der Ring sauber zugeschnitten und hart verlötet. Dann sieht es auch ordentlich aus und halten tut dieses Prinzip in der abgebildeten Form auch bei 5bft Böen mit A-Rig . Das einzige was ich inzwischen verändert habe, ist die Länge des verdrillten Bereiches vom Vorfach. Das sind jetzt eher 2-3cm, die auch stärker verdrillt sind als auf dem obigen Bild. Stellenweise liegt der Teufel im Detail.

Besagter Karton als Ständer. Jetzt fehlen noch ein paar Klemmschieber und ein Spannschloss für das Vorstag, um das Rig endgültig trimmen zu können. So kurz vor dem Ziel zeigt sich doch immer wieder, wie viel Kleinkrams in so einem Boot steckt. Immerhin, die Talje für das trimmbare Achterstag lag schon bereit. Mal schaun, ob die "einstellbare Luvgierigkeit" genau so gut dosierbar ist, wie bei den großen.

Die letzten Kleinteile waren aber über den Onlineshop von Ralph Tacke in Windeseile beschafft. So ein prompter Versand von ein paar Kleinteilen ist wirklich super!

Als erste Lösung hält das erst mal  aber hier wird sich sicher noch eine ästhetischere Lösung finden:

Sicher ist auf die Weise das Vorstag gespannt und das Segel einstellbar, unter Druck lockert sich aber zum einen der Klemmschieber und das Spannschloss will ich da eigentlich nicht haben ... Auch darf der Fockbaum noch flacher übers Deck kommen, was der Wirbel momentan verhindert.

Zuerst sollte das Boot aber aufs Wasser, skurriler Weise fand die Jungfernfahrt Mitte Januar 2007 dann am Horbachsee statt.

So einer der Vorteile des bisher ausgefallenen Winters. Letztes Jahr zu dieser Zeit wäre ich im Schwarzwald Ski laufen gegangen .

 

Das Soll es dann von der Endmontage gewesen sein. Einen Bugfender werde ich mir auch noch schnitzen, denke das braucht nicht weiter erwähnt werden und ein Kontergewicht bekommt der Fockbaum auch noch.

 

Eine kleine Sammlung von Segelbildern

 

Ein kurzes Fazit:

Der ganze Spaß hat jetzt durch verschiedene widrige Umstände und Nebensächlichkeiten geschlagene 3 Jahre gedauert. Wer wettbewerbsmäßig  IOM segeln möchte, sollte entweder zu pragmatischeren Lösungen greifen, immer am Ball bleiben, oder aber nicht alles selbst machen wollen. Letztendlich haben wir für uns irgendwann den Weg zum Ziel umdefiniert und es hat eine Menge Spaß gemacht. Nichtsdestotrotz sind Risken und Nebenwirkungen beim Lesen des IOM-Reglements nicht zu leugnen! Die hier beteiligten haben alle mindestens den SKS, also den Küstenschein für reale Yachten und trotzdem ergab das Reglement Spielraum für Diskussionen. Ein gutes Reglement ist eindeutig und leicht zu kontrollieren - zumindestens ich habe bei beiden Punkten meine Zweifel, andererseits aber auch keine Lust ein "Fakeboot" zu bauen, um zu sehen, ob es unentlarvt durch die Vermessung kommt . Bei Diskussionen im RC-Network (Unterrubrik Rennsegelyachten im Forum) kamen dann immer mal wieder Hinweise auf die englische Fassung, was ich eigentlich für ein Unding halte. Jedenfalls wenn es eine offizielle deutsche Übersetzung gibt, die den DSV-Kompass auf der Deckseite trägt!

Vorher:

Nachher:

 

Also lasst euch keine grauen Haare wachsen und viel Spaß beim Selbstbau. Bei Regelfragen lieber in Modellbauforen nachfragen und es so machen, wie teilweise dort auch vertretene Vermesser die Regeln auslegen, auch wenn die eigene Auslegung des Regelwerkes berechtigt zu sein scheint!

 

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erstellt September/Oktober '04

letzte Änderung Januar '07

© Eike Timm