Einleiner

 

Prisma

 

 

Cody Warkite extended Wing mit Topsegel

Diese Kastendrachen wurden in den späten 1800ern von Samuel Franklin Cody als Spähposten Ihrer Zeit entwickelt und waren in der Zeit von 1901-1912 bei der britischen Marine im Einsatz. Wo man heutzutage aufs Radar guckt, eine Drohne fliegen lässt oder von ganz oben per Sattelit beobachtet, mussten damals noch Menschen den festen Boden verlassen und auf Höhe gebracht werden. Gerade auf See ist natürlich der Wind für derartige Drachen regelmäßig verfügbar.

Lutz Treczok hatte sich dem modernen Bau dieser Codys verschrieben und der Hersteller HQ hat den Mut bewiesen, in Zusammenarbeit diese Drachen für den geneigten Drachenflieger kommerziell zu bauen. Das ganze war mit ein paar Warnungen versehen (nicht für Anfänger, kein einfacher Aufbau, hohe Zugleistung, ...) aber was soll ich sagen, ein einfach gelungener Drachen, man sollte nur wissen, warum Lutz Treczok den Spitznamen "8er Lutz" trug!

Diese Codys stehen sehr steil am Himmel und bauen mächtig Druck auf, sie wurden halt als Arbeitsdrachen gebaut und die Kontrolle dieser Zugkräfte erfolgt am besten über einen Abseilachter aus dem Bergsport.

 

sechzelliger Cody

Diese Interpretation eines Codys hat keine nach hinten abgespannte Vierpunktwaage und baut deutlich weniger Druck auf, weil der Drachen bei mehr Wind seinen Anstellwinkel ändern kann. Mit so kleinen Änderungen an einem Grundkonzept wird aus einem bissigen Arbeitsdrachen und Lifter ein gutmütiger Schönflieger ohne sonderlichen Performanceanspruch. Der sechszellige Drachen ist zudem eine sehr seltene Cody-Bauweise.

 

Man erkennt schon meine Vorliebe für Kastendrachen bei den Einleinern, allerdings bringen diese immer einen gewissen Aufbauaufwand mit sich und habern auf diese Weise natürlich auch Nachteile, wenn es mit der Familie mal eben schnell an den Strand geht, ...

Die folgenden "Softkites" gehören zu den "schnell in die Luft geworfenen Vertretern", einzig wenn sie deutlich groß werden, erzeugt dies auch ein wenig Aufwand, wir reden hier aber grundsätzlich über Drachen, die sich alle sinngemäß0 in einem "Sportbeutel" transportieren lassen...

 

Constellation

Eine Kastendrachenkonstruktion benannt nach den Super-Constellation Flugzeugen mit ähnlichem Leitwerk. Dies macht den Drachen sehr stabil am Himmel, auch bei böigem Wind. Diese Constellation stammt ebenfalls von HQ Invento aus einer ähnlichen Zeit wie der Treczok Cody. Leider wurden diese ansprechenden Einleiner nicht weiter verfolgt. Es scheint zu den Zeichen der Zeit zu gehören, dass viele Drachenflieger lieber einen "Schlafsack-großen" Beutel entleeren und daraus einen ~10-15m² Softkite wie einen Trilobite in den Himmel entlassen, als dann sie einen längeren Aufbau in Kauf nehmen, wobei HQ hier sehr schöne Aufbaudetails umgesetzt hat, so dass der Aufbau sich stark vereinfacht.

Wie auch der Treczoks Cody steht die Constellation steil am Himmel und macht bezogen auf die geringe Segelfläche ordentlich Druck, was beispielsweise hier in Damp bei Westwind den Vorteil hat, mit überschaubarer (legaler) Leinenlänge einigermaßen über die Turbulenzen der Bebauung hinaus zu kommen.

Anbei ein Flug in Damp bei Westwind, anschließend dann der 10m² Trilobite an der selben Leinenlänge mit deutlich niedriger Flughöhe.

Beim Erstaufbau nach jahrelangem Nichtgebrauch hat der Drachen mich etwas für die längere Ignoranz bestraft. Nach 3/4 des Aufbaus brachen beim abspannen so einige Splitkappen weg. Für den erstaunlich guten Flug im Video hat der folgende Pfusch gereicht aber es folgte ein Werkstattaufenthalt zum Austausch diverser Splitkappen und einem Probeaufbau, um einige Markierungen auf die Spannleinen zu bringen.

Ich schätze derartige Kastendrachen ja sehr, ungeachtet des doch etwas größeren Aufbauaufwandes .

 

55m Cobra

Der Kopf ist der eigentliche Drachen mit einer Spannweite von etwa 1,6m, dahinter sieht man die Belüftungsöffnungen von dem überdimensionalen Schwanz, der aber keinen Auftrieb mehr liefert. Beim Konzept dieses Drachens wird gekonnt "It's not a bug, it's a feature!" gespielt. Der Kopf ist ein schlecht stehender Drachen und wird von dem riesigen Schwanz immer wieder auf Kurs gebracht. So ergibt sich eine sich sehr schön schlängelnde Schlange am Himmel, die deshalb aber wirklich viel Platzt braucht.

Das Einpacken ist Übungssache. Nach einem Fehlversuch den Kopf (Auftrieb) einzupacken, dann aber die Luft nicht mehr aus dem Schwanz zu bekommen, hat es sich bewährt, den Kopf an der Waage per Steckie am Boden zu fixieren und den Schwanz von hinten kommend zuerst einzupacken.

 

10m² Trilobite

Der Trilobite ist ein vielverbreiteter Einleiner und er sieht am Himmel auch einfach schön aus.

Was den Trilobite auszeichnet, ist dass er mit seiner Größe schnell was her macht, 10m² klingt viel, ist es aber nicht. Diese Bauform gibt es ab Kindergröße über 2, 3, 7, 10, 16, 36, 45 bis hin zu 65m² im normalen Endkundengeschäft ohne Schulung und große Warnungen. Wer bedenkt, was 3m² Foils an Zug liefern oder gar wie wenig Fläche ein Cody im Vergleich hat, der richtig Zug an der Leine liefert, ganz abgesehen von den Traktionsmatten für das Buggy fahren, der wird verstehen, dass ich den Trilobite als einen "selbstfliegenden Windsack" ansehe. Immerhin braucht er keinen Lifter ...

Viel Fläche, gutmütig beherrschbar, optisch schön, zum Heben von Leinenschmuck aber nur bedingt geeignet - man sollte nicht auf die Idee kommen, die Flächenangabe mit der Flächenangabe von echten Liftern zu verwechseln. Vom Winkel her steht ein Trilobite an sich schon nicht sonderlich steil am Himmel, muss er dann noch Leinenschmuck heben, kommt er noch flacher. Abgesehen davon ist die Flächenberechnung auch eher optimistisch (Breite über die Augen x Länge vom Körper aber vergessen, dass der eher Trapezförmig ist und nicht rechteckig, ...). Wer einen prädestinierten Lifter haben will, greift besser zu den Kaulquappen (Tadpole) Kites, muss dann aber auch eine deutlich größere Performance beherrschen. Hintergrund hier ist unter anderem die einfach gehaltene Waage des Trilobite mit nur 3 Waagepunkten, die alle auf einer Linie nebeneinander liegen. Die Tadpoles haben eine flächig verteilte Waage, so dass die Kites nicht einfach durch Winkeländerung Druck ablassen können.

Die einfache Waage ist hier zu erahnen. Etwas Grundrespekt habe ich bei einer Flächenangabe von 10m² ja irgendwie doch, die Leinenempfehlung bei Metropolis ist 160daN (also etwa 160kg), also habe ich mal geguckt, wie diese Kraft in den Drachen eingeleitet werden soll und kam zum Fazit, dass eine so hohe Kraft doch besser nicht auftreten sollte :

Die Waageschnur ist aus dickem Kevlar, gut und gerne die 250-300daN-Klasse, davon 3 Schenkel, im Anknüpftampen doppelt liegend. Bevor die Waage aufgibt, zerlegt es alles andere am Drachen . Die Gurte gehen ja noch aber die Schlaufen, wo die Kevlar-Waage angeknotet ist, sind mit nur wenigen Stichen umgelegt. Ich will mal hoffen, dass dies die bewusste Sollbruchstelle ist , denn die Gurte sind jeweils nur auf etwas Spinnackertuch genäht und enden vorne in den Mittelnähten der Kammern, ohne weitere Kraftverteilung. Gibt also der umgelegte Gurt nicht auf, würden ziemlich sicher die Gurte aus den Kammern heraus reißen. Andererseits betrachtet man die Position der Waage und das Flugbild, dann hebt der Trilobite bei Winddruck "den Popo" und lässt den Druck zum Großteil ab. Mir wären jetzt auch keine gehäuften Ausrisse der Waagen am Trilobite bekannt, für mich ist aber die Krafteinleitung kombiniert mit einer 160daN Leinenempfehlung durchaus gewöhnungsbedürftig. Vielmehr dürfte da einiges an Sicherheit mit eingerechnet sein. Knoten halbieren die Bruchlast von Drachenleinen schnell und wenn man das als wahrscheinlich berücksichtigt betrachtet und dass es dann noch sicher halten soll, kommt es langsam in einen realistischen Rahmen, was der Drachen auch vertragen wird. Hintergrund meiner Skepsis ist einfach ein Vergleich im Hinterkopf zu den Waagen von Traktionsmatten mit ähnlichen Leinenempfehlungen, da wird einfach deutlich mehr Krafteinleitung und -verteilung umgesetzt, so z. B. bei einer Lynn Reactor mit "nur" 2,9m²:

Da tut sich ein halbes Spinnennetz vor dem Drachen auf und verstärkt sind die einzelnen Anknüpfpunkte auch noch alle. Also hoffe ich einfach mal, dass der Trilobite die 160daN nie wirklich aufbaut , bei 4bft war er aber auch weit weg davon. Meine These mit Halbierung der Bruchlast durch Knoten und dann soll es noch sicher halten, könnte also durchaus passen. Bei 4bft war der 10er Trilobite jedenfalls locker aus der Hand fliegbar, freigegeben ist er bis 5bft, auch da wird er für einen normalen Erwachsenen noch aus der Hand fliegbar sein, meine gespleißte 135daN Drachenschnur hat auch nicht gemuckt - Spleiße reduzieren die Bruchlast eben nicht nennenswert.

Anbei zwei Flugvideos bei recht unterschiedlichem Wind an der Ostsee:

Absolutes Leichtwindgedümpel... sehr entspannend. Das Gewicht der über Eck abgelegten Spule reicht als Ankerpunkt ...

 

8m Goldfisch... ein schicker Kinderddrache

8m klingt riesig aber es sind chinesische 8m , also sie sind begründbar aber nur ein Bruchteil ist kraftbildend und das ist auch gut so, wenn man den Goldfisch als Kinderbespaßer benutzen will

Also die 8m enden mit den filigranen Flatterschwänzen. Mit diesen fest vernähten Flatterschwänzen fliegt der Drache vielleicht bei konstantem Seewind stabil, nicht aber im Binnenland, man braucht also die beiden deutlich längeren und massiveren Schwänze, die aber mit geliefert werden. Junior liebt es mit seinen 2 1/3 Jahren auf "seinen Drachen aufzupassen" und bei niedriger Flughöhe auch mal im Bereich der Schwänze rum zu rennen und zu versuchen, einen zu fassen zu bekommen.

 

 

13m² Tadpole (Kaulquappe)

13m² klingt nicht viel größer als der 10m² Trilobite und das noch bei der gleichen "Grunddrachenkonstruktion" mit den sich aufblasenden 3 Schläuchen, die Tadpole haben aber eine zweite Waage-Ebene, weichen dem Wind damit nicht aus und bauen den vollen Druck auf, was sie deutlich über den "Status des großen fliegenden Windsackes" in Richtung ernst zu nehmender Lifter-Drachen erhebt. Man merkt auch direkt am Aufbau, dass ein Vielfaches an Gurtband für die Krafteinleitung verbaut ist und zugtechnisch spielt dieser Drachen in einer ganz anderen Liga. Diesen Drachen startet man besser nicht ohne einen Ankerpunkt zu haben .

Die Tragfähigkeit für Leinenschmuck ist sehr ordentlih und es bleibt ein an sich einfach zu fliegender Drachen, man darf sich nur nicht von der Zugkraft überraschen lassen. "Mal eben so aus der Hand" kann halt schief gehen ...

Beachtlich sind der Leinenwinkel im Video trotz 8m Turbine und die mal eben trotz leichtem Wind aufgebauten ~40daN Zug.

 

Midi Manta Ray - The Wasp Ray

Ein sehr schöner Show-Kite, der durch seinen Schwanz aus zahlreichen "Windbeuteln" auch bei fragwürdigem Wind ziemlich stabil fliegt. Schick, was man so aus einem Packmaß á la Daunenschlafsack an den Himmel zaubern kann.

Ein Flug bei Binnenlandwind:

 

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letzte Änderung März '24

erstellt Nov. '02

© Eike Timm